3. Bundeskongress „Grün in der Stadt“
2017 wurde das Weißbuch Stadtgrün auf dem 2. Bundeskongress „Grün in der Stadt – für eine lebenswerte Zukunft“ als politische Selbstverpflichtung des Bundes vorgestellt. Was wurde seither erreicht? Welche Fragestellungen müssen tiefer gehend untersucht werden? Und welche sind neu hinzugekommen? Auf dem 3. Bundeskongress „Grün in der Stadt – Potenziale umsetzen“ diskutierten Expertinnen und Experten aus dem In- und Ausland am 4. und 5. April 2022 im Umweltforum Berlin vor Ort oder digital zugeschaltet aktuelle Fragen und Potenziale von Stadtgrün. Alle Beiträge und Ergebnisse des Kongresses wurden schlaglichtartig in einer Dokumentation zusammengefasst.
Bilderquelle: Reinaldo Coddou H.
Im Grußwort stellte die Parlamentarische Staatssekretärin Cansel Kiziltepe heraus:
„Grünräume sind Orte für ein inklusives, soziales und demokratisches Miteinander. Sie erfüllen essenzielle Versorgungsfunktionen für das Leben in unseren Städten. Die Stadt der Zukunft ist eine grüne Stadt.“
In der einführenden Gesprächsrunde nahmen das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, das Bundesministerium für Gesundheit, das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz sowie das Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen teil. Dabei wurde deutlich: Die Perspektiven der Akteure auf das Stadtgrün sind so vielfältig wie dessen Leistungen: Sie reichen vom Thema der Pflanzengesundheit über die Gesundheit der Stadtbewohnerinnen und -bewohner, die Förderung der Biodiversität bis zu nachhaltiger Stadtentwicklung. Die Vertreterinnen und Vertreter der Bundesministerien stellten klar: Die Entwicklung von Stadtgrün ist auf allen Ebenen eine Gemeinschaftsaufgabe.
Dieser Einschätzung folgten auch die Referentinnen und Referenten der Europäischen Union, Frankreich, Finnland und der Schweiz in ihren Beiträgen. Anhand einer Vielzahl an Strategien zeigten sie, wie Stadtgrün auf verschiedenen Maßstabsebenen integriert, ressortübergreifend und kooperativ in Partnerschaften entwickelt werden kann.
Die beiden Keynotes von Elizabeth Barlow Rogers aus New York City und Prof. Matthew Gandy aus Großbritannien unterstützten dieses Verständnis. Während Barlow Rogers Perspektiven für die Gegenwart aus einem Rückblick zur Entwicklung des New Yorker Central Parks zog, blickte Gandy von der Gegenwart in die Zukunft, um Voraussetzungen für mehr und besseres Grün abzuleiten.
Vertreterinnen und Vertreter aus den Städten Bocholt, Esslingen am Neckar, Hamburg und Leipzig spannten einen Bogen aus Beispielen bundesdeutscher kommunaler Umsetzungspraxis zum Grün in der Stadt. Wiederholt wurde dabei die doppelte Innenentwicklung fokussiert und wie durch diese Stadtgrün nachhaltig in seinen vielfältigen Leistungen für Umwelt und Stadtgesellschaft erhalten beziehungsweise innovativ entwickelt werden kann.
In der Podiumsdiskussion der Forschungseinrichtungen Julius Kühn-Institut, Bundesamt für Naturschutz, Umweltbundesamt und Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung wurde noch einmal deutlich, dass für eine gelungene doppelte Innenentwicklung auch die Mobilität einbezogen werden muss: Wo Flächen für mehr Wohnen und Stadtgrün benötigt werden, sind alternative Mobilitätskonzepte gefragt. Nur so kann Nachverdichtung zu einem Mehr an Wohn-, Grün- und Aufenthalts- und Bewegungsqualität führen. Dafür gilt es die planungsrechtlichen Möglichkeiten voll auszuschöpfen, aber auch neue Standards und Ziele zu setzen.
In seinem Schlussstatement bedankte sich Prof. Dr. Hagen Eyink vom Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen für das große Interesse und die vielfältigen Impulse. Sie werden dazu beitragen, den Weißbuchprozess zum Stadtgrün weiterzuentwickeln.
Dem ersten Kongresstag folgte am zweiten Tag die geführte Exkursion
„Stadtwasser ~ Wasserstadt“ nach Berlin-Adlershof. Verschiedene Experten
führten durch den neuen Stadtteil und stellten Projekte und Planungen
aus den vergangenen 20 Jahren vor, die zukunftsweisende
Regenwasseraufbereitung als selbstverständliches Element des
nachhaltigen Bauens verstehen. Vom städtebaulichen Gesamtkonzept bis hin
zu dezentraler Wasserbewirtschaftung auf Gebäudeebene dient Adlershof
als wichtige Quelle für Erfahrungen im Umgang mit Innovationen in der
Stadtentwicklung, die uns in ökologischen und klimatischen Aspekten
voranbringen und für neue Projekte genutzt werden sollten.